Wie früher in diesem Spätsommer und Herbst schon
ab und
an angeklungen, habe ich ein paar anstrengende Wochen und Monate hinter mich gebracht. Kein Wunder. Das Wort der Stunde(n) war "Umstellungsbelastung", tutto kompletto.
Allmählich berappel ich mich aber, und bin reicher um ein paar Erkenntnisse. Eine davon, die mich wirklich sehr freut: ich weiß endlich, worauf ich wirklich anspringe, also was mich motiviert, wobei ich warm laufe, wo ich meine Energie hineinstecken möchte, wofür ich mich in Bewegung setze:
- Klarheit. Ich schaffe gerne Klarheit, bei mir und bei anderen, weswegen mich meine Spezialisierung auf Prozessmanagement gar nicht mehr wundert. Wobei ich gerade lerne, dass Klarheit für mich nicht "ja oder nein" oder "schwarz oder weiß" oder "links oder rechts herum" bedeuten muss. Ich erfreue mich auch an Situationen, die definitiv unklar sind, hauptsache ich bin mir bewusst, dass sie unklar sind. Und dann warte ich gerne ab, bis neue Puzzleteile hinzukommen, oder schaue, ob ich nicht irgendwo durch Lachen oder Weinen einen Knoten platzen lassen kann. Wenn ich dadurch den Prozess des sich Klarer Werdens anstoßen kann, dann freue ich mich. (Heißt im Umkehrschluss: eine Atmosphäre, in der bewusst weiter im Trüben gefischt werden soll, ist nichts für mich.)
- Würde. Die hat nichts mit Etiketten auf der Stirn zu tun. Mir wurscht, ob jemand bunte Socken trägt oder Lackschuhe, in einem anderen Land groß wurde oder nie aus dem eigenen Viertel wegzog, heterohomobiomnimetro-wie-auch-immer liebt. Das sagt alles nichts darüber aus, wie man zu anderen Menschen steht und wie man sie behandelt. (Und auch hier wieder: ein Klima, in dem Menschen herabgesetzt werden aufgrund von Kleinlichkeit, Standesdünkel, Bildungsgrad, sonstigen Äußerlichkeiten, ist nichts für mich.)
- Lachen. Über mich selber lachen und andere zum lachen bringen können muss möglich sein und ist für mich so essentiell wie atmen. Wo das nicht geht, brauche ich gar nicht erst anzufangen.
Abschließend zusammengefasst: den Job, den ich mir da geangelt habe, den behalte ich. Der ist zwar komplett gar nicht so wie ich es erwartet habe. Aber die drei Dinge sind dort grundsätzlich vorhanden. Sie sind total verkümmert zwar, aber genau da kann ich ansetzen. Und üben, nicht durch Aktion sondern durch Entspanntheit zu wirken.
Denn das ist für mich die waaaaaaaahhhhhnsinns Herausforderung, nicht die ewig lösungsorientierte, patente, zügige, anschiebende Piefkinesin zu sein, sondern statt dessen einfach nur dazusitzen, freundlich und offen zu lächeln und mich vordergründig über Tage mit einer offiziellen Alibisache zu beschäftigen, für die ich in Deutschland ein Viertel der Zeit gebraucht hätte.
Aber es scheint schon zu reichen, dass ich einfach nur da bin, die Leut anstrahle und ab und an ein Witzchen mache, um so die Arbeitsatmosphäre zu verbessern. Eine Politik der kleinen, klaren, freundlichen, fröhlichen Schritte quasi.
Die überschüssige Energie muss ich halt woanders loswerden, was wiederum eine Monsteraufgabe für mich ist. Denn, und das ist noch etwas, was ich neu dazugelernt habe: überschüssige Energie habe ich bisher sehr gerne mit Essen beschäftigt. Jetzt arbeite ich daran, mir was anderes zum "Spielen" zu suchen. Ein Mammutjob für mich, aber es wird.
Also eigentlich total easy, der Job, wenn das Stillsitzen nicht so irre anstrengend wäre :-)))))
Edit 20.11.: Warum ich das alles schrieb? Weil ich bisher dachte, meine Hauptwährung hieße Würde. Und weil auch die Lernerfahrung beim Job sich ebenfalls mit ganz neuen, persönlichen Erkenntnissen verbindet, wie z. B., dass ich nicht in wilder Aktion sein muss, um ein gutes Mitglied der Gesellschaft zu sein.