Ende Gelände

Komme ins Büro, soweit alles wie immer. Bei einem Telefonat bekomme ich mit, dass Jenny offensichtlich gestern Geburtstag hatte.
Nun ist es eigentlich bei uns in den Büros üblich, dass Kollegen sich dazu vorher abstimmen, eine kleine Geldsammlung machen und was Kleines plus Karte besorgen. Der Geburtstagsmensch selber bringt meistens auch Kuchen oder so mit.

Hier nichts davon. Jonny hat es auch nicht für nötig gehalten, sich mit mir dazu abzustimmen. Kein Hinweis whatsoever.

Wozu versuche ich hier, den Bürofrieden am Leben zu halten??? Ich finde, damit hat er mir aktiv die Chance genommen, mich auf offiziell-höflichem Niveau zu verhalten. Und - das ist jetzt eine Unterstellung, aber ich kenne meine Pappenheimer - ich bin mir sicher, dass Jonny und Jenny vorher besprochen haben, dass sie im Büro nichts machen.

Für mich ist das das Zeichen, dass ich hier nicht mehr die Büroetikette aufrecht erhalten muss. .
Ich werde jetzt auch mal emotional betroffen.

Das wars. Keine Händeschüttelei mehr :-)
Fand ich eh ekelig.
Jenny: kalter toter Fisch, nur die Finger zum anfassen, beleidigter Blick.
Jonny: etwas fester, schließlich versucht er immer, den Mann raushängen zu lassen. Dafür cremt er sich pro Arbeitstag etwas 5 mal die Hände ein, was manchmal echt glibschig ist.
Pat (Gast) - 15. Jan, 11:20

Auch Dir steht selbstverständlich das Recht auf Betroffenheit zu. Mir drängen sich aber seit einiger Zeit schon diverse Fragen auf. Wieso setzt ein Arbeitgeber
1. ein Paar zusammen,
2. jemand dritten dazu.
Brauchen die einen Aufpasser, dass auch ordentlich gearbeitet wird. Aber wieso setzen die die beiden dann überhaupt zusammen. Ich komm' aus dem Grübeln nicht wirklich raus. Möglicherweise wollen sie dich gar dissen. So mit Präsentation eines Normpärchens... Oh, ich seh' schon, ich schweife ab. Aber böse Absicht zwängt sich mir da schon auf, zumindest kann ich mich von der Vorstellung nicht mehr lösen.

bartynova - 15. Jan, 12:58

Zur Beantwortung deiner Fragen:
Das hat Jonny gaaaanz geschickt eingefädelt.
Historie: da ich in einem Konzern beschäftigt bin, sitzen wir an mehreren Standorten, auch innerhalb eines Teams. Jonny und ich saßen in Berlin, die anderen 4 Teamkollegen, auch Jenny, in Frankfurt a.M. Jonny war so eine Art inoffizieller Teamleiter.
Jonnies Chef wiederum saß in Frankfurt und war dabei, sich in den Ruhestand zu verabschieden.

Dann kam das unvermeidliche, Topf fand Deckel, Jenny und Jonny kamen per Fernbeziehung zusammen, aber ziemlich geheim.

Dann kam eine Umorganisation inklusive Standortkonsolidierung. Das bedeutete:
a) Unser bisheriges Team wurde aufgeteilt und integriert in zwei andere Teams bei der neuen Konzerneinheit. Jonny wollte unbedingt zum SAP-Team, weil er das für das wichtigere hielt, und sorgte dafür, dass Jenny dementsprechend in das andere Team geschoben wurde. Konnte er, weil so eine Art Teamleiter, ergo bei den wichtigen Treffen in Frankfurt dabei, und weil Jenny ein dämliches Mäuschen ist.
Mit meinem bisherigen Aufgabengebiet bin ich quasi automatisch in das selbe Team wie Jenny reingekommen, was mir recht war.

b) Der Frankfurter Standort wurde aufgelöst und nach Darmstadt verschoben. Das nahmen Jenny und Jonny zum Anlaß zu sagen, laß uns doch keine Fernbeziehung mehr führen, wenn Jenny schon umziehen muss, dann doch gleich nach Berlin zu Jonny. Das lief ziemlich geheim.
Am Berliner Standort sind die Räumlichkeit voll belegt, also kamen wir zu dritt zusammen.

An der Stelle hätte ich wohl richtig Rabbatz machen müssen bei den weit entfernten Chefs - hinterher bin ich jetzt klüger. Aber zu dem Zeitpunkt war für mich nicht abzusehen, dass die so ein Paar sind und Jenny so eine Katastrophe. Und das neue Team von Jonny hatte über mehrere Monate keinen Teamleiter, sodass es da keinen Ansprechpartner gab.

So. Die Konzerneinheit, in die wir reinorganisiert wurden, war auch in Berlin auf verschiedene Standorte verteilt, wurde aber jetzt im Winter in ein großes Großraumbüro zusammen gezogen in Südberlin.
Nur wir drei nicht, wir sitzen hier zu dritt noch an einem alten Standort unser vorherigen Konzerneinheit.
Warum? Weil irgendein Vollidiot, den ich noch nicht in die Finger bekommen habe, auf die Idee gekommen ist zu sagen, Hey, die 3 Kollegen da, die arbeiten doch mit Personalrelevanten Daten - die müssen aus Datenschutzgründen separat in einem abschließbaren Raum sitzen, nix Großraumbüro.
Aber:
A) dieser abschließbare Raum war bei der Bebauung nicht eingeplant worden, weil wir MitarbeiterInnen bei der Konzeption vergessen worden waren (super, unser Facilitymanagement!), und
B) ich habe bei meinem neuen Chef gegen die separate Kammer Einspruch erhoben.

Jetzt haben wir also quasi eine Putsituation (oder heißt es Patsituation ;-)?).
Wir sitzen an einem alten Standort, an dem wir räumlich nichts mehr zu melden haben, weil mehrheitlich in Hand eines anderen Konzernbetriebes. Mein Chef sitzt in Südbayern und kriegt fast nichts mit von hier oben. Und Jonnies Chef ist ein totaler, richtiger Komplettidiot, den ich aus taktischen Gründen nicht einbeziehen will, denn der macht grundsätzlich mehr kaputt als man sich vorher vorstellen kann.

Es hat also niemand gedacht, dass die einen Aufpasser bräuchten. Im Gegenteil, der alte Frankfurter Chef hatte Jonny gebeten, dafür zu sorgen, dass die beiden nicht zusamme sitzen. Das bekam ich mit, als ich ihm von der Bürosituation erzählte, der fiel aus allen Wolken. Er wollte sich Jonny da nochmal zur Brust nehmen. Jonny ist aber schlau und dachte sich, der Alte ist mir nicht mehr weisungsbefugt, da kann ich machen was ich will.

Tja, so kam es, dass bartynova mit zwei egoistischen, kommunikationsunfähigen Menschen in einem Büro landete.
Alle Klarheiten beseitigt?

Pat (Gast) - 15. Jan, 14:26

Bis auf's letzte. Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. So bist Du scheinbar Opfer widriger Umstände und hinterlistigen Handelns geworden und die Chefs wissen, wie meistens, nichts davon. Also wenn frau Leo, dict.cc oder wiki trauen kann, dann müsste das die Pattsituation sein.
Aber selbst tut er sich mit Dir ja auch keinen Gefallen. Fragt sich nur, wen die Situation mehr frustriert. Sie sind ja wenigstens zu zweit.
bartynova - 15. Jan, 15:31

Sie sind zu zweit - aber mein Herz ist größer und weiter, als es diese Kleingeister zu ahnen vermögen. Ich kann mehr als das, jawoll.

Der Absatz mit "An der Stelle hätte ich wohl richtig Rabbatz machen müssen ..." deutet daraufhin, dass ich frühzeitig und sehr laut mich zu Wort hätte melden müssen.

In guten Momenten nehme ich das als Aufgabe. Ich übe mich darin, mich zurückzulehnen, also mich nicht immer automatisch emotional zu involvieren.

Und Jennies verwirrter Blick, weil sie nicht weiß woran sie ist, ist auch was wert.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass ich für sie ein Möbelstück bin, dessen Sinn sie nicht versteht, das aber zu schwer zum verrücken ist.

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