Sonntag, 21. Februar 2010

Das war meine Berlinale:

(1) My name is Khan, indisch-englisch
Bollywood meets Hollywood - lustiges Genre-crossing inklusive herzergreifender Story, menschelnd-gesellschaftspolitischer Aussage, vielen Lachern und Tränen. Zitat: "My name is Khan, and I'm not a terrorist". Sehenswert.

(2) Mine vaganti, italienisch
Toll. Wie ein tiefer, langer Fluß mit Kurven, aus denen man rausfliegen und beim nächsten Hochwasser wieder eingesammelt wird; mit Stromschnellen zum Lachen und zum Fürchten. Eine italienische Familie reingeworfen in die Untiefen unkonventioneller Verhaltensweisen. Herrlich. Sehenswert.

(3) Die Friseuse, deutsch-deutsch
Der Film hat die Berlinaleherzen erobert. Erfrischend, lustig, zum Teil auch ergreifend. Für meinen Geschmack zwar etwas wenig Reflektion über die "Wie werden Menschen mit einer Ost-Sozialisierung davon heute noch in ihren Verhaltensweisen beeinflusst?". Aber ein gelungener Wurf in der Beschreibung einer Friseuse, die sich durch ihr Leben in Berlin-Marzahn durchackert. Sehenswert.

(4) Die Fremde, österreichisch-türkisch-deutsch
Oi. Durchaus starker Tobak. Eine Tochter türkischer Eltern, Einwanderer in Deutschland, heiratet zurück in die Türkei. Ich könne auch schreiben: "..., die zurück in die Türkei verheiratet wird." Sie hält es bei ihrem gewaltätigen Ehemann nicht aus und kehrt zurück. Sie möchte wieder in Zusammenhalt mit ihren Eltern und Geschwistern leben - doch diese sind sehr unzufrieden und unglücklich über die Aktion der Tochter - weil sie damit die Fmailie entehrt. Wie die gesamte Familie in dem Widerspruch von türkischer Familientradition, der Einbindung in die türkische Gesellschaft in Deutschland und dem liberaleren Leben in der westeuropäischen Stadt Berlin aufgerieben und zerrissen wird, ist mehr als sehenswert. Sibel Kekilli als Tochter ist eine Wucht!

(5) Bal, türkisch
Wie ein kleiner Junge in den anatolischen Bergen aufwächst, seinen Vater, den Imker, liebt, verliert und sucht - packende Bilder einer ganz anderen Welt. Sehr berührend zu sehen, wie der Vater auf der einen Seite in der wilden Natur überleben muss, und wie die sozialen Gesten im Kleinen genauso wichtig für das Überleben in der Gruppe sind. Sehenswert.

(6) The Kids are all right, englisch
Zwei wundervolle Mütter, Julianne Moore und Annette Benning, zwei herrliche Teenagekinder - und was passieren kann, wenn diese Kinder ihren biologischen Vater kennenlernen (möchten). Der Film bietet sehr heitere, familiäre Szenen, die Nöte einer Langzeitbeziehung und wirft ein Licht darauf, wie sich eine Familien- und Beziehungsdynamik verändern kann, wenn eine neue Komponente hinzugefügt wird. Sehenswert.

(7)Auf der anderen Seite, deutsch-türkisch
Es gab auf der Berlinale eine Hanna Schygulla Retrospektive, in dessen Rahmen dieser Film aus 2006 gezeigt wurde. Berührend, wie Töchter zu ihren Müttern finden, oder auch nicht. Und wie unsere Leben miteinander verstrickt werden können. Alle sind auf der Suche nach sich, ihren Wurzeln und ihrem Daseinssinn. Sehr menschlich, hat mir sehr gut gefallen. (Und wie Frau Schygulla ihr Englisch spricht - entzückend, so ganz präzise und fein). Sehenswert.

(8) Word is out: Stories of Some of our Lives, englisch
Eine Dokumentation aus dem Jahr 1977 aus den USA. Gezeigt werden 26 Interviews mit Menschen aller Alters- und Sozialstufen, die zu ihrer Homosexualität und ihrem daraus resultierenden Lebenserfahrungen und Lebensgefühl befragt werden. Die Kameraführung und die Fragestellungen waren sehr sensibel. Der Anspruch der DokumacherInnen war eindeutig nicht subjektiver Natur, sondern es wurde mit dem Ziel befragt und gefilmt, authentische Zeitgeistaussagen zu erhalten.
Bedenkend, dass diese Aufnahmen 1977 entstanden, bietet diese Dokumentation wundervolle Einblicke in die politische und soziale Stimmung damals und noch früher (in den USA :-)), denn einige der Befragten waren schon 1977 nicht mehr die jüngsten. Sehenswert.

(9) En Familie, dänisch
Ditte, Tochter einer Bäckersdynastie, wird durch äußere Handlungsstränge dazu gezwungen sich zu überlegen, ob sie ihre eigenen Lebenswege und -wünsche einer erfolgreichen, internationalen Galeristin verfolgen oder den sterbenskranken Vater in Dänemark pflegen und das Geschäft übernehmen soll. Mir war der Film etwas zu inkonsequent in der Betrachtung dieses Konfliktes. Denn der Film wendete sich ein gutes Stück vond dieser Geschichte ab und zeigte zum Ende hin schwerpunktmäßig, wie die gesamte Familie mit dem sterbenden Mann umgeht. Nichts desto trotz ein Film, der wieder mal den Konflikt von Familienverantwortung und Eigenständig thematisierte. Auch sehenswert, aber nicht ganz so wie andere.... ;-).

(10) Alle meine Stehaufmädchen - Von Frauen, die sich was trauen, deutsch
Wieder Interviews, diesmal mit Frauen mit bewegten Lebenswegen. Für meinen Geschmack war der Interviewer weniger dokumentarisch, dafür um so mehr persönlich interessiert unterwegs. Was auch eine Legitimation für einen Film sein kann. Mir war es etwas zu wenig....

Fazit insgesamt: mir hat die Berlinale Spaß und viele neue Eindrücke gebracht. Aber ich war eher mainstreamig unterwegs ;-) Und türkisch ist wirklich eine hübsche Sprache.

bartynova

"Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man." (Franz Kafka)

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