Na so was.

Anne Will hat sich geoutet.
Ach was, sagt da die gewiefte Siegessäulenleserin.

Später am Tage las ich irgendwo in einigen Blogs "Wer hat DAS denn noch nicht gewusst?!"

Kann ich beantworten: meine Mutter nicht, und mit Sicherheit auch nicht Jenny und Jonny. Und die tranige Kassiererin in der Bioinsel vermutlich auch nicht. Und auch bei meiner temporäre Pianistin bin ich mir ziemlich sicher, dass sie es nicht wusste.

Ob es sie interessiert? Vielleicht ja, vielleicht nein. Ob sie von dieser Erkenntnis allgemeine oder spezielle Rückschüsse ziehen, z.B. auf meine Person? Vielleicht ja, vielleicht nein.

Aber genau deswegen finde ich es in Ordnung, dass sich eine Frau Will oder eine Frau Meckel outet. Und genau deswegen will ich nicht diesen Unterton von "Ich bin schon viiieeel länger out als du!" haben. Ich habe keine Lust mehr, auf Frauen in the closet mit dem Finger zu zeigen. Dieses "Ich bin besser als du, weil ich out bin und du nicht".

Ich war selber mal ordentlich in the closet, und ich bin inzwischen out, auch am Arbeitplatz und in der Familie.
Nach diesen Erfahrungen denke ich inzwischen, dass es eine harte Sache sein kann, sich selber in the closet eine Kerze anzumachen um den Ausgang zu finden, insbesondere wenn man eine Ahnung davon hat, welche deprimierenden Varianten des Outseins es auch geben kann.
Allein Fomrulierungen wie "bekennt sich zu", "Steht öffentlich zu ihrer Neigung"...

Wünsche ich mir mehr Anne Wills und Miriam Meckels? Ja, keine Frage. Ich hatte nur diesen unsäglichen Film mit Audrea Hepburn und Shirley MacLaine, die schuppenbeflochtene Schneiderin von nebenan, von der meine Mutter sagte, dass sei aber eine merkwürdige Person, naja, bei der Neigung, sowie etwas später dann Hella von Sinnen.
Super.
Würde ich mich heute noch mal am Arbeitsplatz outen? Nicht unbedingt, da sind nicht nur positive Erfahrungen.
Daher bin ich bereit zu akzeptieren, dass Menschen sich dafür entscheiden, sich nicht zu outen.
dus - 5. Dez, 10:19

ich versteh den ganzen wirbel nicht.
aber vielleicht ist das auch eine generationen-sache.
meine generation glaube ich macht sich nicht mehr so viele gedanken.
für mich ist mein sein selbstverständlich. und ich hatte auch noch keine probleme damit.
bisher... ich "oute" mich auch nicht, was soll der scheiss. ich bin einfach. und das ganz selbstverständlich.

Pat (Gast) - 5. Dez, 13:47

So seh ich das auch. Zeigt aber wieder mal, wie selbstverständlich wir uns doch fühlen, für andere aber scheinbar so unselbstverständlich sind. Hmm.
bartynova (Gast) - 5. Dez, 14:19

Was heißt denn outen eigentlich?
Für mich sind es ganz banale Dinge, wie auf der Arbeit von meinem Wochenende erzählen und so selbstverständlich "wir" sagen, wie die Heteroschnecke aus dem Nachbarbüro von sich und ihrem Freund auch.
Und wenn ich mich für eine Wohnung bewerbe, möchte ich mich nicht als WG verkaufen müssen.
Folgenden Dialog durfte ich da mal führen:
ich: "Wir ziehen zu zweit ein."
Whg-Verwaltung: "Ach, dann ist das Ihre Mutti, mit der Sie zusammen ziehen?" (Meine Frau Freundin hat einen altmodischen Vornamen)
ich: "Nein, nicht meine Mutter."
Whg-Verwaltung: "Wie denn dann?"
ich: "Mit meiner Partnerin."
Whg-Verwaltung: "___"
dann
Whg-Verwaltung: "Ach, sowas hatte ich auch noch nicht."

"Sein" tue ich gerne, aber ich habe den Eindruck, dass ich im Kontakt mit der Außenwelt immer wieder darauf gestoßen werde, nicht so zu sein wie mehrheitlich erwartet. Und dann freut es mich, Frau Will und Frau Meckel auf der Titelseite zu sehen.

dus - 5. Dez, 16:47

hm, ich habe in meinem leben die erfahrung gemacht, wer randgruppe sein will findet immer einen weg... vielleicht bin ich aber auch priviligiert, ich weiss es nicht.
bartynova (Gast) - 6. Dez, 16:05

wenn Randgruppe, dann nur meine eigene, Diva Soprana ;-)
aber ansonsten kann ich da eigentlich drauf verzichten, dachte ich bisher.
Wie machst du das denn? Z.B. folgende Situation:
ich im Büro: "Ich kann da nicht, da bin ich im Urlaub."
Kollegin: "Ach, und was haben Sie so vor?"
ich: "Ich werde heiraten."
Kollegin: "*FreuGlucksEtc.*, dann "Und, nehmen Sie dann den Namen von Ihrem Mann an.*
ich: "Nein."
An dieser Stelle fragen die meisten weiter, wie lange wir uns schon kennen, was er so macht usw.
Jetzt ist das kein 'er' sondern eine 'sie', bring ich das rüber, oder nicht? Wenn nicht, formuliere ich neutral und bedächtig, fühle mich also nicht mehr wie ich selber; formuliere ich deutlich, erlebe ich, dass sich Kollegen vom Mittagstisch abrupt entfernen, mich nicht mehr über Termine informieren, mir nicht mehr in die Augen schauen.
Sprich, ich fühle mich behandelt als hätte ich mich geoutet und würde als Randgruppe behandelt. Oder nicht?

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