Achtung, mega-Emo.

Heute ist mal wieder eher ein "Jeder stirbt für sich allein"-Tag als ein "Alles wird gut"-Tag.

...ja, ich bin nicht gut drauf grad. Ziemlich traurig sogar. Vermischt mit "Alles scheiße, Deine Elli".

Durch Zufall wurde ich darauf gestoßen, dass ich ganz schön weit weg bin, geografisch wie auch emotional. Was kein Vorwurf ist, sondern eine schlichte Feststellung und aufgrund äußerer Umstände nicht verwunderlich. Und daher ist es auch nicht schlimm. Einfach nur traurig für mich, die ich gerne emotional nahe bin und lerne, dass das nicht immer geht und wohl auch nicht immer zweckdienlich ist.

Desweiteren hatte ich kürzlich noch mal ein Erkenntnistief in Bezug auf die Abwicklung meiner Ehe und meinen Status in dieser Ex-Beziehung (dumme Kuh, die solange wie möglich zu melken ist). Ausgelöst wurde es durch die Tatsache, dass die Anwältin der Gegenseite 6 Wochen lang nicht zurückgerufen hat, zwecks Zeitverstreichung. Ich muss ja mehr oder weniger zahlen bis zur tatsächlichen Trennung. War nicht schön, festzustellen, dass ich zu dämlich und gutmütig war und jetzt auf einen juristischen Mietzahlungsanspruch reduziert werde. Ob sie mich aus anderen Gründen als dem der lebenslangen Versorgung geheiratet hat? Ich enthalte mich momentan der Antwort.

Weil ich deswegen ständig in Tränen ausbrach, habe ich dem Chorwochenende abgesagt. Die Chorleiterin war naturgemäß nicht erfreut. Und ich musste mal wieder über mich lernen, dass ich ein Weichei bin und in Sachen „Zähne zusammenbeißen“ noch einiges dazuzulernen habe. Außerdem habe ich dazugelernt, dass auch jenseits des Arbeitsverhältnisses das eigene Rollenverständnis immer wieder abgeglichen werden muss mit den anderen Protagonisten. Das ist anstrengend und nervtötend. Es bringt aber auch frühzeitige Klarheit und damit die Möglichkeit, frühzeitig den Kurs zu korrigieren. Auch in privaten Bereichen.

Fazit:
Ich bin menschlich, ich baue Scheiße, pardon my french. Aber so wie ich anderen Menschen ein Recht auf Scheißebauen einräume, darf ich es auch. Ich muss mich nicht immer aktiv um Konsens bemühen und die Gutmütige sein. Ich kann mein missratenes Bauwerk erklären, mich entschuldigen und anbieten, durch zukünftiges Verhalten Vertrauen aufzubauen. Ich kann aber auch entscheiden, dass es genug ist mit Konsens, Kompromiss und Gutmütigkeit. Wenn jemand anderes dann keine Lust hat auf Konsens – muss ich nur soweit verhandeln, wie es mir die Sache wert ist.

Klingt das trotzig? Von mir aus (auch das klingt trotzig, eh klar :-)).

Insgesamt besteht aber Hoffnung :-) Letztens in einem Seminar zur Kundenorientierung lernte ich: „Bewusstsein schafft Handlungsspielraum“. Bedeutete in dem Zusammenhang: Durch das Mir-Bewusst-Machen einer Situation erreiche ich, dass ich nicht in die Urreflexe meines Steinzeithirnareals falle und unbedacht reagiere (Angriff, Flucht, Starre) sondern das Sichtfeld offen halte für Optionen und damit flexibel bleibe.

Zur weiteren Bewusstseinserweiterung mach' ich mir jetzt erstmal 'nen Tee :-)
Herr B. - 19. Okt, 12:20

In dieser Lernphase bin ich auch noch, denn schon viel zu lange steckte ich in einem ähnlichen Dilemma, wie Du es so treffend beschrieben hast. Das Motto meines Blogs ist auch in diesem Punkt Programm.

bartynova - 19. Okt, 13:03

Ich finde diesen Prozess soooooo anstrengend. Und beinahe schon langweilig, ob der Wiederholungsschleifen (das meinte ich jetzt auf mich gemünzt).
Und ich weiß noch nicht, wie ich mit der Desillusinoierung umgehen soll, die sich in diesem Prozess a) ob der Erkenntnisse und b) ob der langen Dauer immer wieder einstellen will.

p.s.: Danke für die Formulierungsblumen :-))
bartynova - 19. Okt, 13:25

Bin gerade über ein Zitat gestolpert, aus den Unterlagen zu dem Kundenseminar:
"Eine Angewohnheit kann man
nicht aus dem Fenster werfen.
Man muss sie die Treppe
hinunterboxen, Stufe für Stufe."

Mark Twain

*geht auf die Suche nach dicken, feuerroten Boxhandschuhen
Herr B. - 19. Okt, 13:41

Das ist gut gesagt. Gilt für alle Lebenslagen. Wenn ich z. B. daran denke, wie man an einer Beziehung arbeiten muss: Da reicht es eben nicht, wenn man sich mal gesagt hat, was einem nicht passt und sich dann gegenseitig verspricht, etwas zu ändern - man muss auch hart daran arbeiten. Das ist der schwierigste Teil daran, und manchmal gibt mal leider auf.
dus - 19. Okt, 14:04

Ich habe dieses Ideal, dass man an einer Beziehung nicht arbeiten muss.
Also nicht sonderlich.
Aber das ist natürlich schon ein bissl "Alice im Wunderland".
bartynova - 19. Okt, 15:59

Hach, dit wäre schöön :-)) Besonders gefallen tut mir an der Formulierung das "nicht sonderlich" *grins*
Ja, es wäre schön, wenn es so etwas wie Konsens ohne Gezerre gäbe... bzw. jemaden, mit dem das möglich ist.
dus - 19. Okt, 13:19

Liebe Barty.
ich finde garnicht, dass das trotzig klingt.
19.10.2010 wirst du dich anders fühlen, ob du es glaubst oder nicht ...
was für ein blöder satz.
d.

bartynova - 19. Okt, 13:23

Liebe dus, ich finde, dass das ein guter Satz ist. Denn er zeigt, dass es eine Perspektive gibt. Danke :-)
dus - 19. Okt, 13:38

Ich habe meine Trennung, also Scheidung und alles was da dranhing lange nicht verkraften können und war ziemlich unten. Recht viel weiter sollte man auch nicht runtergehen. Es war mehr als grenzwertig. Aber hier im Netz ist nicht der Ort für Details. Ich kann nur sagen, die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie macht Vergangenheit erträglicher.

Ich werde das nie überwinden, weil mir immer und immer wieder klar wird, dass ich schon meine Karten verspielt habe... und das Leben ist noch lang. Das finde ich persönlich z.B. so traurig.

Ich wünsche Dir, dass du die Demütigung überwinden kannst, dass Du Dich benutzt fühlst und daraus neue Kraft ziehen kannst. Denn zum benutzt werden gehört das benutzt werden lassen......wenn man das realisiert ist schnell Schluß damit :-)

Du hast jetzt die besten Chancen für DEIN Leben. Denn so ein EInschnitt macht unglaublich stark. Also ich glaube ja an Dich. Mfg
bartynova - 19. Okt, 16:07

Das mit dem Karten verspielt haben... da stehe ich zur Zeit ganz ambivalent zu. Ein Teil von mir hofft, dass vielleicht ein paar Karten hinüber sind, aber noch andere da... und ein anderer Teil befürchtet, dass die Desillusionierung nicht weichen wird. Und der Teil ist sehr traurig.
Herzlichen Dank für Deine doch aufbauenden Worte, bei aller Traurigkeit darin. Denn - siehe oben - die Sache mit der Perspektive gefällt mir :-) Insbesondere auch wenn ich an Dich und den Hausausbau denke :-))) Das Leben scheint weiterzugehen.
19.10.2010. Das wäre mal was als T-Shirt Spruch.
dus - 20. Okt, 20:28

ja.stimmt.
oder ein tassenaufdruck.
oder zumindest ein motto.

ja klaaro, barty, es geht weiter.
das "alles verspielt" ist halt die emoseite.
das "alles offen" die optimistische.
beides gilt. irgendwie.
wenn man so den traum von ehe und eternity hatte.
schlimmer noch, wenn man ihn immer noch HAT.##

:)

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